Dachbegrünung von klein bis Groß

Vom Vogel- bis zum Rathaus
WAZ Dorsten, 05.05.2010, Ludger Böhne

Barkenberg. So einen angenehm kurzen Weg zur Arbeit hat André Courtial (35) nur selten: Er selbst wohnt am Himmelsberg. Das Büro seines Bruders Alfred (42 und Chef der Firma) ist am Himmelsberg. Die beiden begrünen derzeit 550 Quadratmeter Dach auf dem eingekürzten Wohnblock Himmelsberg 2-4.
Für André Courtial ist der Auftrag eine Rückkehr zu seinen beruflichen Wurzeln. Hier hat er als Teenager ein Praktikum in einem Blumenladen gemacht, den er später übernahm. „Hier”, sagt er, „fing meine grüne Karriere an.” Ist er nun gärtnernder Dachdecker oder dachdeckender Gärtner? „Das“, sagt er, „frag’ ich mich seit 20 Jahren.“
Dächer begrünen ist ein hartes Geschäft. Fast alle Dachdecker bieten den Dienst mittlerweile an. Die meisten haben aber wenig Interesse daran, sagen die Courtials.
Die Barkenberger Brüder indes haben sich ganz auf Dachbegrünung und Teichbau konzentriert. Im Wettbewerb haben sie einen Vorteil: An der Stadtgrenze zu Lippramsdorf hat Alfred Courtial 2006 eine kleine Gärtnerei übernommen, seitdem dreimal erweitert, und zieht dort Stauden, die auf Dächern gedeihen.
Allein 25 Arten Fetthenne („Sedum”), zudem Kräuter wie Schnittlauch, Majoran, Walderdbeeren hat er im Sortiment. Aufgezogen ohne Chemie und abgehärtet. Wer seine Garage damit begrünt, hat auch kulinarisch Spaß daran – wenn ein Treppchen aufs Garagendach vorhanden ist.
Bis zu 200 000 Pflanzen sind in der Gärtnerei vorrätig, genug für 20 000 m2 grüne Dachfläche. „Wir haben ein eigenes Produkt und müssen nicht zukaufen. Das ist für uns der Clou”, sagt André Courtial.
Die Gärtnerei war zunächst nur für Eigenbedarf und Fachhändler gedacht. Jetzt wollen die beiden ihr Angebot auch für Verbraucher öffnen, richten auf dem Gelände gerade eine Ausstellung her. Auf ebay vertreiben sie Pflanzen und do-it-yourself-Bausätze für grüne Dächer -- Unterkonstruktion, Substrat (Lava, Bims und Humus) und die benötigten Pflanzen inklusive.
Einige Großaufträge haben die beiden schon abgewickelt: Das Dach des technischen Rathauses in Bochum etwa (6000 m2), Ärztehäuser, große Garagenanlagen in Neubaugebieten. Und jetzt die Dächer im Stadtumbau. Dem Riegel am Himmelsberg folgt der Block Barkenberger Allee 80-82. Der ist schon leergezogen, soll bald von acht auf vier Geschosse gekürzt und dann grün bedacht werden.Aber es muss nicht immer die Riesenbaustelle sein. „Wir machen auch Kaninchenställe mit Gründach“, sagt André Courtial. Spaßeshalber hat er mal Vogelhäuschen mit bepflanzten Dächern gebaut. Die entpuppten sich als richtiger Verkaufsschlager . . .
Infos gibt’s im Internet auf
www.der-staudenhandel.de

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